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Fachgebiet WissensverarbeitungPressemitteilung 36/06 – 21. März 2006 Neues Lesezeichen-Verwaltungssystem hilft, Webseiten und Bücher leichter zu verwalten Kassel. Das Fachgebiet Wissensverarbeitung der Universität
Kassel bietet seit Anfang dieses Jahres einen neuen Dienst zur Verwaltung von Webseiten und Publikationen unter http://www.bibsonomy.org/ an.
Dieses für jeden frei benutzbares System erlaubt es, Lesezeichen (Favoriten, Bookmarks) für
Webseiten zentral auf dem BibSonomy-Server abzuspeichern und zu verschlagworten. Die vom Nutzer frei wählbaren
Schlagworte, im Englischen Tag genannt, erlauben es dem Nutzer, seine Lesezeichensammlung zu strukturieren und mit
Hilfe der Tags einen Eintrag später einfach wieder zu finden. Darüber hinaus bietet
das System jedem Benutzer die Möglichkeit, in den Lesezeichen anderer Benutzer mit verwandten Interessen
zu suchen, und interessante neue Webseiten zu entdecken. Diese soziale Komponente erzeugt also personalisierte
Empfehlungen, die globale Suchmaschinen wie Google nicht leisten können, da sie die Interessen des Anfragenden
nicht kennen. Durch die zentrale Speicherung hat der Benutzer außerdem jederzeit von jedem Rechner Zugriff
auf seine Lesezeichen. Ein zentrales Thema bei der
wissenschaftlichen Arbeit ist die Literaturrecherche. Für die systematische Katalogisierung der gefundenen
Publikationen gibt es jedoch wenig systematische Unterstützung; jeder Forscher entwickelt typischerweise sein
eigenes Verwaltungs- und Ablageschema. Da auch das Fachgebiet Wissensverarbeitung eine professionelle Literaturverwaltung
benötigte, wurde BibSonomy in dieser Richtung erweitert. Neben den üblichen
Publikationsdaten wie Autor, Titel, Verlag, Jahr etc. kann man – wie bei den Lesezeichen –
frei wählbare Tags zur Beschreibung der Dokumente hinzufügen. Ähnlich gehen Bibliotheken vor,
wenn Sie Bücher in ihren Bestand aufnehmen und diese zum Zwecke des Wiederfindens verschlagworten.
Während in einer Bibliothek jedoch die Schlagwörter aus einem fest vorgegebenen Katalog ausgewählt
werden, kann in BibSonomy jeder Nutzer seine Tags frei wählen. Die Bibliothekslösung hat den Vorteil,
dass die Literatursuche nicht durch mehrdeutige Schlagwörter erschwert wird. Bibliothekare werden allerdings
für die systematische Verschlagwortung geschult, was für einen breiteren Benutzerkreis nicht vorausgesetzt
werden kann. Die größere Flexibilität von Lesezeichen-Systemen bei der Eingabe wird durch Schwierigkeiten
bei der Suche erkauft. Das Fachgebiet Wissensverarbeitung forscht daher an Methoden, die die Suche unterstützen,
indem etwa Synonyme und doppelt vorhandene Literatureinträge erkannt werden. BibSonomy verwendet das so genannte
BibTeX-Format zur Speicherung von Publikationsdaten. Seine Publikationsverwaltung ist somit direkt in das moderne
Satzsystem LaTeX integriert, mit dem Forscher – insbesondere aus den Naturwissenschaften – ihre
wissenschaftlichen Veröffentlichungen gleich druckfertig zu gestalten. Das System erzeugt automatisch Literaturlisten
in weiteren Formaten und nimmt so den Forschern weitere unnötige Mehrarbeit ab, die ihnen bisher vielfach noch
durch die Verwendung unterschiedlicher Systeme aufgezwungen wurde. Bisher musste häufig eine Sekretärin die
Veröffentlichungsliste eines Instituts in verschiedenen Formaten abtippen, um sie an die Webseite des Instituts,
den Jahresbericht und den diversen Berichten zu Forschungsprojekten anzupassen. Nun kann die Liste einmal zentral
verwaltet, und dann automatisch in die gewünschten Formate exportiert werden. Die Einbeziehung des ebenfalls
populären Endnote-Formats für Literaturdaten ist angedacht. BibSonomy ist eines von mehreren
Lesezeichen-Systemen, die im Zuge des Web 2.0 – der nächsten Generation des World Wide Webs –
entstanden sind. Andere Lesezeichen-Systeme dienen der Verwaltung von Photos und Musik – und selbst dem
Austausch von guten Vorsätzen! BibSonomy ist derzeit das einzige System, das die Verwaltung von Lesezeichen
und Publikationen verbindet. Neben Lesezeichen-Systemen sind weitere typische Web-2.0-Anwendungen Wikis (
Webseiten, die von jedermann verändert werden können, wie die Online-Enzyklopädie Wikipedia) und
Blogs (Webtagebücher). Neben der Idee, der Öffentlichkeit und Wissenschaftlern einen modernen Dienst zur Verwaltung und zum Austausch von Wissen zu bieten, ist die wesentliche Motivation des Fachgebiets Wissensverarbeitung zum Betreiben des Lesezeichen-Systems BibSonomy, dass es praktisch relevante Fragen zur Verarbeitung und Pflege von Wissen im Internet aufwirft, die Anstoß zu Forschungsprojekten bieten: Aufgrund der Tatsache, dass es in Lesezeichen-Systemen keine Vorschriften zur Verschlagwortung gibt (wie etwa in Bibliotheken), ist das verwendete Vokabular hier sehr viel heterogener. Ein wichtiges Forschungsthema ist daher, wie untrainierte Benutzer so unterstützt werden können, dass sie nicht durch die verwendeten Verfahren irritiert werden. Das Fachgebiet entwickelt Suchverfahren und Empfehlungssysteme, die den Benutzern interessante Lesezeichen und Publikationen vorschlagen. Diese Ansätze werten das Netz aus, das die Benutzer durch die Vergabe der Schlagworte zwischen den Inhalten spannen.
Die Weiterentwicklung von Methoden
und Verfahren zum Einsatz in sozialen Lesezeichen-Systemen wird derzeit in zwei Europäischen Forschungsprojekten
bearbeitet, an denen das Fachgebiet Wissensverarbeitung beteiligt ist. Die hier entwickelten Verfahren werden sukzessive
in das BibSonomy-System eingebaut werden.
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